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Raus aus der Perfektionismus-Falle!

Mit „immer perfekt sein wollen“ arbeiten und kämpfen wir gegen uns selbst

Wie wir FÜR statt gegen uns arbeiten und mit mehr Gelassenheit das Streben nach Perfektion ablegen

Immer perfekt sein wollen

Kennst du den Stress, wenn man noch die ganze Wohnung putzt bevor der Besuch kommt und ein aufwendiges Essen kocht, das alle begeistern soll? Wenn man an der Präsentation stundenlang herumfeilt und sie zig-mal ändert, damit ja alles perfekt ist für das nächste Meeting?

Gut, besser, perfekt: Der hohe Anspruch an uns selbst veranlasst uns dazu, in möglichst allem nicht nur gut, sondern perfekt sein zu wollen. Jedoch engt uns das ein und führt zum Tunnelblick. Egal was wir erreichen, es ist nie genug. Mehr noch, es erzeugt ständigen inneren Druck und ein permanentes Minderwertigkeitsgefühl. Es ist wie eine Einbahnstraße, wo am Ende eine hohe Mauer steht. Ständig versuchen wir diese zu erklimmen, sie wächst jedoch unaufhörlich nach oben und nimmt kein Ende.

Besser werden zu wollen, beflügelt uns. Den eigenen hohen Ansprüchen niemals genügen zu können, engt uns ein und lässt uns darunter leiden.

Immer perfekt sein wollen schlägt sich meist nicht nur in einem Bereich des Lebens nieder. Das zieht sich durch: die Aufgaben im Job perfekt erledigen, eine perfekte Beziehung führen, den perfekten Haushalt führen, allen Anforderungen gerecht werden, noch diese Aufgabe und jene Aufgabe übernehmen und für alle da sein.

Manche Menschen haben das Streben nach Höchstleistungen zu ihrer Lebenseinstellung gemacht. Ob Spitzensportler, erfolgreiche Chirurgen oder Musiker. Einige von ihnen sind wohl nur deshalb so erfolgreich, weil sie Perfektionisten sind und ihrem Tun mit Leidenschaft nachgehen.

Ständig besser werden zu wollen, ist auch völlig in Ordnung. Perfektionismus wird jedoch dann zum Problem, wenn das Erfüllen der eigenen hohen Ansprüche auf Dauer zu anstrengend wird und wir darunter leiden.

Im Grunde wissen wir ganz genau, dass niemand perfekt sein kann. Aber warum versuchen wir es dann immer und immer wieder?

Leistung und Erfolg

Unser Selbstwertgefühl verknüpfen wir oft stark mit Erfolgen und Leistungen.

Das ist einfach erklärt. Es geht um das unterschwellige Gefühl, nicht liebenswert, nicht wertvoll zu sein, und um die Angst vor dem Ausschluss aus der Gemeinschaft.

Als kleine Kinder haben wir jeder für sich seine eigene Strategie entwickelt, um von unseren Eltern Aufmerksamkeit und Anerkennung zu bekommen sowie Erwartungen an uns zu erfüllen. Meine eigene war es, immer möglichst gut in allem zu sein. Kaum ist man in der Schule angekommen, verstärken sich solche Strategien noch weiter, weil man von den LehrerInnen nicht gemaßregelt werden und vor der ganzen Klasse blöd da stehen möchte.

Durch Perfektionismus denken wir, dass wir Fehler und Kritik vermeiden und dadurch Ablehnung und Tadel verhindern können. Wir wollen gerne unangreifbar sein.

Dazu kommt, dass unser eigenes Selbstwertgefühl in solchen Fällen stark an Erfolge und Leistungen gebunden ist. Wir sind nur dann etwas wert, wenn wir perfekte Leistungen abliefern und erfolgreich sind. Auf der Couch sitzen und „nur“ ein Buch lesen, kommt Perfektionisten schnell einmal so vor, als ob sie faul wären.

Was würde außerdem das eigene Umfeld von mir denken, wenn ich deren Anforderungen und Erwartungen nicht erfülle.

Das, was wir glauben, was andere von uns erwarten, entspricht oft nicht der Realität.

Als Mutter von zwei Töchtern war ich lange in dieser Perfektionismus-Falle gefangen, weil ich immer danach gestrebt habe, dass meine Kinder ja nicht benachteiligt sind gegenüber den anderen. Bis mir klar wurde, dass ich dieses Ziel gar nie erreichen kann. Irgendjemand hat immer mehr oder etwas anderes oder andere Möglichkeiten und so weiter. Welche Liebe, Nähe, Verbundenheit und anderen wichtigen Werte ich meinen Kindern mitgegeben habe, konnte ich damals so nicht sehen.

Diese Werte und die positive Gestaltung unseres Zusammenlebens in der Familie waren jedoch viel wichtiger für sie als alles andere. Das hat sie zu den großartigen Menschen gemacht, die sie heute sind.

Der Zeitpunkt, wo ich selbst begonnen habe, weniger perfekt sein zu wollen, hat mein Leben ab da an enorm leichter gemacht. Wichtig war dabei, in kleinen Schritten zu beginnen und einmal hineinzuspüren, wie es sich anfühlt. Diesen vielleicht komischen Zustand auch einmal auszuhalten. Es ist ein Prozess und mit jedem Mal wird es einfacher.

Raus aus innerer Abhängigkeit hin zu mehr innerer Freiheit!

Innere Freiheit leben
Was genau können wir nun tun, um der Perfektionismus-Falle zu entkommen?

 

Zuallererst rate ich dir, führe keinen Kampf gegen den Perfektionismus. Diesen Kampf kannst du nur verlieren, und er ist auch nicht notwendig. Perfektionismus per se ist nichts Schlechtes, im Gegenteil, er kann auch sehr viel für dich tun. Was und wie genau, das schauen wir uns etwas später an.

 

Die eigenen Ansprüche einfach so herunterzuschrauben, das funktioniert leider nicht. So wie wir heute sind, das ist ein Weg gewesen. Die Summe unserer Lernerfahrungen, die wir gemacht haben, die Entscheidungen, die wir getroffen haben und unsere Glaubenssätze, die unser Handeln leiten.

Eine bewusste Entscheidung zu treffen, in eine Aufgabe viel zu investieren, das ist vollkommen in Ordnung. Wo wir raus wollen, sind jene automatisierten Verhaltensweisen, die uns vorantreiben. Wir möchten erreichen, aus einer inneren Abhängigkeit herauszukommen, um wieder innere Freiheit zu gewinnen.

Schritt eins: Höre in dich hinein
  • Welche Gedanken tauchen auf, wenn du versuchst, alles perfekt zu machen?
  • Was befürchtest du, dass passiert, wenn du nicht perfekt bist?
  • Gibt es Ereignisse oder Situationen aus der Vergangenheit, die dich geprägt haben?
  • Welche Aufgaben erledigst du übermäßig gewissenhaft, genau und perfekt, um Fehler zu vermeiden?

Gleiche außerdem einmal ab, ob die Geschichte, die du dir über dich selbst erzählst, tatsächlich noch mit deinem heutigen Entwicklungsstand übereinstimmt. Möglicherweise hast du dich bereits längst weiterentwickelt und dein Selbstbild ist nur noch nicht hinterhergekommen.

Prüfe daher, ob du wirklich in allen Lebensbereichen immer perfekt sein willst oder ob es dir bereits in bestimmten Bereichen gelingt, unabhängig von diesem inneren Drang zu handeln. So stellt sich vielleicht heraus, dass deine innere Abhängigkeit gar nicht so groß ist, wie du dachtest. Damit kannst du dich bereits von diesem Glaubenssatz verabschieden und deinen ersten Erfolg feiern.

 

Schritt zwei: Verändere die innere Überzeugung, nur etwas wert zu sein, wenn du etwas leistest und fehlerfrei bist

Sich selbst wertzuschätzen unabhängig von Ergebnissen, hängt sehr stark damit zusammen, wie sehr wir uns selbst vertrauen. Selbstvertrauen aufzubauen, ist ein wichtiger Prozess für jeden Menschen, denn niemand ist mit einem Übermaß an Selbstvertrauen auf die Welt gekommen. Diesen Prozess gilt es, ein Leben lang weiterzuführen. Die ersten großartigen, positiven Ergebnisse zeigen sich jedoch bereits spätestens nach drei Monaten.

Daher beginne damit so rasch wie möglich, am besten noch heute. Richte deinen Fokus neu aus. Lerne, dich selbst anzunehmen.

Falls du an diesem Punkt nicht weiterkommst, mache dir keinen Stress. Zögere nicht, dir Unterstützung zu suchen. Keiner kann alles allein schaffen. Es ist sogar ein Zeichen von Größe, Hilfe anzunehmen.

Vorteile Perfektionismus
Schritt drei: Welchen Gewinn hast du durch deinen Perfektionismus?

Jetzt runzelst du vielleicht die Stirn und fragst dich, was das nun bedeuten soll. Dein Perfektionismus hat jedoch nicht nur negative Seiten. Ihn ausschließlich so zu betrachten, wäre als ob du permanent einen Teil von dir mit Füßen trittst. Dieser Teil in dir wird dann immer rebellieren.

Denn hinter jedem Perfektionismus verbergen sich auch Stärken, Talente und Werte. Wie schade wäre es, wenn du dein Potential verleugnen und nicht nützen würdest.

Überlege daher welche Vorteile du durch dein Streben hast. Gibt es Situationen, wo du dadurch richtig aufblühst?

Genau das sind die Momente, wo du mit deinen Stärken und Werten in Kontakt kommst. Sobald du erkennst, dass dein Perfektionismus auch Ausdruck deiner Talente ist, verändert sich wiederum dein Selbstbild ins Positive.

Liste alle deine Stärken und Werte auf, die du auf diese Weise entdeckst.

Schritt vier: Kontrolle loslassen und leicht werden

Führe dir vor Augen, wieviel du im Leben eigentlich nicht unter Kontrolle hast. Das ist nämlich eine ganze Menge. Und das macht überhaupt nichts, denn die Welt dreht sich trotzdem weiter.

Dieser Punkt hängt stark mit unserem Selbstvertrauen zusammen. Je mehr wir uns selbst vertrauen, desto mehr können wir auch dem Fluss des Lebens vertrauen und Kontrolle loslassen.

Erfreue dich stattdessen an den kleinen, unscheinbaren Dingen im Leben, z.B. dem Zwitschern der Vögel oder der Sonne, wenn sie scheint. Das macht das Leben unglaublich leichter.

 

Schritt fünf: Du bist einzigartig und nicht wie die anderen. Höre auf, dich zu vergleichen

Sich mit anderen zu vergleichen, setzt uns selbst unnötig unter Druck. Ich kenne das aus eigener Erfahrung nur zu gut. Es führt lediglich dazu, dass wir unseren Fokus auf unsere Schwächen behalten und das „perfekt sein wollen“ befeuern.

Stattdessen sind wir immer wieder gefordert, unsere Aufmerksamkeit auf unsere Talente zu richten. Jeder kann etwas. Mache das Beste aus deinen Begabungen, denn es ist wichtig, dass du dein Talent der Welt schenkst.

 

Fehler sind nur eine Form von Feedback.

Schritt sechs: Nimm Fehler an und lerne daraus

Niemand ist fehlerlos. Das weißt du. Trotzdem wollen wir diesen fehlerlosen Zustand immer wieder erreichen.

Hier liegt jedoch der Trugschluss. Fehler sind lediglich eine Form von Feedback. Aha, so hat es also nicht funktioniert. Negativ ist es nur dann, wenn wir die gleichen Fehler immer und immer wieder machen. Das bedeutet, dass wir nicht aus unseren Fehlern lernen. Das Lernen aus Fehlern beinhaltet jedoch unser größtes Entwicklungspotential.

 

Schritt sieben: Kritik anderer kann berechtigt oder unberechtigt sein. Wie gehst du damit um?

Selbst wenn wir versuchen, immer perfekt zu sein, schützt uns das keineswegs vor der Kritik anderer. Deshalb ist die bessere Strategie, zu ändern, wie wir mit Kritik umgehen. Denn das hast du selbst in der Hand.

Prüfe zuerst, ob die Person, von der die Kritik kommt, überhaupt entsprechendes Wissen und oder Erfahrung zu dem Thema hat, um qualifizierte Kritik üben zu können. Ist dem nicht so, dann gehe erst gar nicht darauf ein.

Wenn diese Person berechtigt Kritik äußert, dann kannst du immer noch entscheiden, ob die Äußerungen für dich Sinn machen und ob du diese annimmst oder nicht.

Mit zunehmendem Selbstvertrauen wirst du in der Lage sein, auch in diesem Punkt einen für dich besseren Umgang zu finden.

Gelassen und leicht
Schritt acht: Mache es einfach

Und das darfst du ruhig in doppelter Bedeutung sehen.

In der Einfachheit liegt der Schlüssel und darin, sofort zu beginnen.

Ich wünsche dir Gelassenheit und Leichtigkeit auf deinem Weg!

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